Das Leben gehört an die große Glocke (von Dechant Wigbert Schwarze)

Was wäre Weihnachten ohne die Glocken. »Süßer die Glocken nie klingen…“

Seit Ende November haben wir dieses Lied hundertfach auf den Weihnachtsmärkten und in den Kaufhäusern gehört. Das süßliche Gebimmel des Weihnachtsmarktes ist verstummt, jetzt haben die Glocken das Wort. Sie läuten das Fest der Geburt Christi ein. Gott kommt zur Welt. Das Kind in der Krippe ist der Inbegriff des Lebens. Zu Weihnachten geht es ums Leben, um das Leben in seiner ganzen Ursprünglichkeit, um den Ursprung des Lebens in Gott. Deshalb gehört das Leben an diesem Tag an die ganz große Glocke: Freude über alles, was lebt, Leben schenkt und schützt; Protest gegen alles, was dem Leben an den Kragen will und es kaputtmacht.

Um das Leben stand es schlecht damals in Betlehem. Verzweifelt sucht da ein Mann für seine hochschwangere Frau ein Zimmer, in dem sie ihr Kind zur Welt bringen kann. Dass ein Kind zur Welt kommt, war für diesen Tag in Betlehem nicht vorgesehen. Das passte den Leuten nicht in ihren Kram. Für Maria und Josef und für Jesus blieb ein schäbiger Stall. Von Romantik keine Spur. Es fehlte an allem. Nach unseren Maßstäben hat Gott einen Fehlstart ins Leben. Jesu Geburt lässt die »Schwäche« Gottes erkennen. Er hat eine Schwäche für uns Menschen. Er verlässt sich in Betlehem nicht auf gesicherte Strukturen, sondern einzig und allein auf zwei Menschen, die bereit sind, ihn in ihr Leben hineinzulassen, ihn als Kind anzunehmen.

Um das Leben steht es auch schlecht - nicht nur damals in Betlehem, sondern auch heute im Jahre 2023. Viele Menschen sagen, dass die Weltlage noch nie so bedrohlich und kompliziert war wie jetzt. Der Krieg in der Ukraine, aber ganz aktuell die Lage in Israel - dem sogenannten Hl. Land, im Gaza und, und, und….bedrücken uns zutiefst.

Wenn ich jetzt Anfang November diese Zeilen schreibe, kenne ich die Entwicklung bis Weihnachten nicht. Aber gerade deshalb ist die Kernbotschaft von Weihnachten für alle Menschen – gleich welcher Religion und Weltanschauung – die Gleiche:  

FRIEDEN AUF ERDEN!

Dafür stehen alle Kinder dieser Welt. Gerade die erschütternden Bilder mit Kindern müssen uns demütig machen. Ich wünsche allen Menschen auf der ganzen Welt ein friedvolles Weihnachten und eine friedvolle Zukunft.

Wigbert Schwarze, Dechant