Bischofsweihe von Pater Dr. Heiner Wilmer SCJ

Erster September 2018, 7.30 Uhr: Wir treffen uns zu neunt auf dem Parkplatz von Maria Frieden, um mit dem Gemeindebus gemeinsam nach Hildesheim zur Bischofsweihe von Pater Wilmer zu fahren. Gegen neun Uhr sind wir angekommen und suchen uns auf dem Domplatz Sitzgelegenheiten, von denen es um diese Uhrzeit noch genügend gibt.

Es dauert nicht lange, bis wir die ersten Gemeindemitglieder aus den anderen katholischen Gemeinden in Göttingen entdecken. Eine erzählt später, dass ihre Tischnachbarn Freunde und Bekannte aus Schapen waren und sie während der Messe mit vielen Details aus dem persönlichen Leben des zukünftigen Bischofs versorgen. In der Stunde bis zum Beginn des Gottesdienstes füllt sich der Platz, von wo aus wir die Heilige Messe über eine große Videoleinwand mitverfolgen können. Insgesamt sind etwa 3.000 Gläubige nach Hildesheim gekommen. Das Wetter spielt, wie man so sagt, mit. Nach der Morgenkühle wird es angenehm warm. Am Himmel sind die ganze Zeit über nur ein paar Gute-Wetter-Wolken zu sehen...

Pünktlich um 10.00 Uhr begann dann der Gottesdienst mit dem Einzug der Geistlichen, Messdiener und Abordnungen zahlreicher Vereine. Der ernste Gesichtsausdruck des zukünftigen Bischofs hellte sich für einen Moment auf, als ihn Freunde und Bekannte aus seiner Heimat laut und begeistert mit „Heiner, Heiner“ begrüßten. Als das letzte Grußwort gesprochen worden war, ging es schon auf 14.00 Uhr zu.

Die vier Stunden sind mir nicht lang und schon gar nicht langweilig geworden. Ich fand, dass die Zeit sogar schnell verging. Die Einzelheiten der mehrteiligen und mehrstündigen Gottesdienstfeier sind hier nicht widerzugeben. Besonders beeindruckend fand ich die Weihezeremonie selber: die Heiligen-Litanei wird gebetet; Pater Wilmer legt sich, damit Demut ausdrückend, auf den Fußboden; Erzbischof Heße aus Hamburg legt ihm wie dann die anderen Bischöfe auch die Hände auf den Kopf und spricht das Weihegebet; zwei Diakone halten das geöffnete Evangelienbuch über Pater Wilmer; er wird, nachdem sein Kopf mit Chrisam-Öl gesalbt worden ist und er den Bischofsring, die Mitra und den Bischofsstab erhalten hat, zum Bischofsstuhl geführt.

Pater Wilmer/Bischof Heiner machte einen hochkonzentrierten Eindruck. Vielleicht, so dachte ich mir, auch angespannt. Kein Wunder, denn hier ging es um wirklich folgenschwere Ereignisse. Danach wirkte Bischof Heiner gelöster: so nahm er als Bischof auf dem Domplatz gleich sein erstes „Bad in der Menge“. Nach dem Gottesdienst erschien er, nun in Bischofssoutane, schnell wieder auf dem Domplatz und war gleich mitten unter den Menschen.

Beeindruckend fand ich seine erste Predigt, in der er gleich ohne Umwege und ohne vornehme Umschreibungen auf das wohl heute bedrückendste Thema für die Kirche zu sprechen kam: Er will sich gleich von Beginn an mit dem Thema des sexuellen Machtmissbrauchs durch Priester auseinandersetzen. Ein Teil seiner Vorbereitung auf das neue Amt hatte darin bestanden, mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch das Bistum zu pilgern. Er hatte wissen wollen, was sie bewegt und für wichtig halten. Die Jugendlichen hatten ihm wohl auch mitgegeben, viel über die Bibel zu reden und ihnen bzw. uns allen zu zeigen, wie man richtig betet. In der Sprache der Jugendlichen wurden von ihm „Basics“ eingefordert. Und dann gab es auch diesen Wunsch an ihn: „Bleib Mensch.“

Unser neuer Bischof zeigte Humor und Bodenständigkeit. Wir erfuhren auf Plattdeutsch, dass er in Vorbereitung dieses Festtages mit dem Domkapitel um „fundamentale Fragen“ gerungen hatte. Das Diskussionsergebnis war für jeden von uns handfest: er hatte auf Freibier (vom Fass) und freie Verpflegung für jedermann/jede Frau bestanden.

Bischof Heiner hat mich durch seine konzentrierte und offene Art sehr beeindruckt. Zu wünschen ist ihm Gottes Segen für seine nun kommende, anstrengende Arbeit als Bischof. Als unsere Gruppe wohlbehalten gegen halb fünf wieder in Maria Frieden angekommen war, hatte wohl jeder von uns das Gefühl, an einem außerordentlichen Ereignis teilgenommen zu haben, das sich so schnell nicht wiederholen wird.
Text und Fotos: Dr. T. Veitschegger