Christliches Leben in Krisenzeiten - Ein Vortrag von Jihad Nassif aus der syrischen Stadt Homs

Auf Vermittlung von Martin Tamcke durften wir am Abend des 11. Januar 2017 Jihad Nassif, einen maronitischen Pfarrer aus Homs, in unserer Gemeinde begrüßen. Er berichtete uns von seinen Bemühungen des Wiederaufbaus einer maronitischen Gemeinde im völlig zerstörten Homs.

Begleitet wurde er von Martin Tamcke, Theologieprofessor an der Universität Göttingen. Martin Tamcke ist seit Jahren bestrebt, Kirchenpartnerschaften zwischen deutschen und orientalischen Kirchengemeinden aufzubauen um die Verbundenheit  der europäischen Christen mit ihren besonders verfolgten Glaubensgeschwistern im Nahen Osten zu wecken.

Wichtig ist es den Christen dort zu zeigen, dass sich Christen in Europa mit ihnen verbunden fühlen. Vor allem geschieht dies durch den gemeinsamen Glauben und das Gebet aber auch durch finanzielle Unterstützung um die allergrößte Not zu lindern.

Diesen Appell aus Martin Tamckes Einleitung griff Jihad Nassif zu Beginn seines Vortrages auf. Des weiteren warnte er vor Verurteilungen und Rechtfertigungen. Er sei nicht im Besitz der Wahrheit, so wie seiner Meinung nach auch sonst niemand. Er könne nur das darstellen, was er selbst erlebt und gesehen habe.

Als Jihad Nassif nach Homs zur Kirche St. Maron kam, gab es dort nur 5 Maroniten, sein Vorgänger war ermordet worden. Die Räume des Pfarrhauses waren von Einschüssen durchsiebt und undicht. Dadurch waren die Räume nass und kalt.

Da jeden Tag in der Regel nur eine Stunde Strom und 2 Stunden Wasser zur Verfügung steht, ist es schwierig, z. B. warmes Wasser zu erstellen. Deshalb stehen inzwischen Energiequellen auf dem Dach. Da in Homs Öl zum Heizen sehr teuer ist sind die Bewohner gezwungen die Ruinen zu entholzen um ihre Unterkunft zu heizen. Das gestrichene Holz, dass sie aus den zerstörten Häusern herausbrechen ist jedoch angestrichen sodass es sehr stinkt. Die Bewohner können sich also nur zwischen „frieren oder stinken“ entscheiden.

Mit der Zeit konnte Jihad Nassif neben einer Textilherstellung auch für 30 Studentinnen Räume zur Verfügung stellen. Die Kirche in einen ansehnlichen Raum zu verwandeln und das Pfarrhaus bewohnbarer zu machen ist ein weiteres Projekt. Nach zwei Jahren sind inzwischen 1000 Familien zurückgekehrt. Für Kinder werden in den Kellerräumen des Pfarrheims Freizeiten angeboten.

Sehr interessant war sein Einblick in das sunnitische Viertel der Stadt, das so gut wie gar nicht beschädigt war und in dem alles zu kaufen ist (jedoch nicht für die Armen bezahlbar).

Jihad Nassif ist bewusst in das zerstörte Pfarrhaus des Viertels eingezogen um dicht bei seiner Gemeinde zu leben und den Menschen seine Verbundenheit zu zeigen. Er geht betend durch die Straßen seines Viertels um den Menschen Mut zu machen und  ihren Glauben öffentlich trotz Bedrohung und Verfolgung zu leben.                                                                                                                                                                        

Die engagierte Arbeit seiner Gemeinde gibt den Menschen Hoffnung auf eine Zukunft und führt dazu,  dass auch Nichtchristen in Jihads Gemeinde Zuflucht suchen. So erfüllen die Christen eine wichtige Rolle in ihrem Umfeld; sie versuchen, eine Brücke, eine Mitte zwischen den Menschen  unterschiedlichster Weltanschauungen zu sein.

Wir, die Gemeinde Maria Frieden, möchten versuchen, diesen Weg mit allen Kräften zu unterstützen und wünschen Jihad und seiner Gemeinde Gottes Segen.

 

Im Video mit dem Titel „Kopten – Ägyptische Christen in Deutschland“ über Bischoff Damian erhalten Sie weitere Informationen .