Geschichte der Pfarrei Maria Königin des Friedens
Zur Geschichte der Pfarrgemeinde
Verfasser und Bilder: Gerhard Schröder
Bis Kriegsende wohnten in der noch selbstständigen Landgemeinde Geismar bei Göttingen und im südöstlichen Landkreis Göttingen nur wenige Katholiken.
Der sicherlich ursprünglich keltische Name mit der Silbe „mar“ (Sumpf) deutet hin auf ein versumpftes Überschwemmungsgebiet der Leine – lat. „Gesmaria“. Die
vielleicht schon durch den hl. Bonifatius erbaute St. Martinskirche in Geismar, die
dem Mainzer Stuhl unterstand, wird zuerst im Jahr 1055 erwähnt.
Der jeweilige Bischof von Mainz war nicht nur Patronatsherr, sondern auch der Landesherr – s. das „Mainzer Rad“ im Wappen. Um das Jahr 1530 breitete sich in Geismar die lutherische Lehre aus.
Ein Zustrom katholischer Familien erfolgte 1944/1945 mit den Flüchtlingen und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten. Die Absperrung der Zonengrenze 1952 brachte einen erneuten Zustrom vieler katholischer Familien aus dem benachbarten Ober-Eichsfeld. Diese Katholiken wurden damals betreut von den Jesuiten von St. Michael in der Göttinger Innenstadt.
1958 wurde mit Hilfe des Bonifatiusvereins, Paderborn, als erste Maßnahme eine Kapelle in Rittmarshausen (20 km südöstlich Göttingens) in einer ehemaligen Zuckerfabrik für die in den Gartetaldörfern wohnenden Katholiken eingerichtet und auf den Namen "Heilig Kreuz" geweiht.
Seit Ende 1950 bemühte man sich, in der Gemarkung Geismar eine katholische Kirche zu bauen, denn in der benachbarten Zietenkaserne war eine größere Zahl katholischer Bundeswehrsoldaten stationiert. Da es sich um mehrere Stäbe und ein Musikkorps handelte, waren auch verhältnismäßig viele Familienangehörige in und um Geismar wohnhaft.
Am 29. Oktober 1961 weihte der Hildesheimer Weihbischof Heinrich Pachowiak die neu erbaute katholische Kirche an der Hauptstraße / Ecke Sandersbeek. Sie erhielt den Namen "Maria Königin des Friedens". Sie nennt sich in Kurzfassung "Maria-Frieden". Der Grundstein befindet sich außen eingemauert zwischen Kirchturm und Schaukasten.
1964 wurde Geismar durch das Göttinger-Gesetz zu einem Ortsteil Göttingens. Mit Wirkung vom 1. November 1973 erhob Bischof Heinrich Maria Janssen die bisherige Kuratie-Gemeinde zur Pfarrgemeinde. Sie umfasst neben Göttingen-Geismar die „Gartetaldörfer“ Beienrode, Benniehausen, Bischhausen, Gelliehausen, Groß Lengden, Kerstlingerode, Klein Lengden, Rittmarshausen, Sattenhausen und Wollmarshausen mit der Filial-Kirche "Heilig Kreuz" in Rittmarshausen.
Pfarrer der Gemeinde waren Pastor Karl-Heinz Schulz (1963 - 1966), Pastor Othmar Thiell (1966 - 1972), Pfarrer Winfried Fitzner (1972 - 1986), Pfarrer Manfred Barsuhn (01.09.1987 - 31.08.2008). Seit 1997 ist die Gemeinde Maria-Frieden mit der Gemeinde St. Norbert in Friedland zu einer Seelsorge-Einheit (SE) zusammengelegt. Die Leitung dieser Seelsorge-Einheit obliegt seit dem 12.10.2008 Herrn Georg Vetter, Pfarrer von "Maria-Frieden".
Beschreibung der Gemeinde "Maria Königin des Friedens"
Die Pfarrgemeinde setzt sich zusammen aus der Kerngemeinde in Göttingen – Geismar und den 10 Dörfern des Gartetales mit dem Mittelpunkt Rittmarshausen, Kapelle "Heilig Kreuz". In der Kerngemeinde Geismar wohnen derzeit etwa 3.500 und in den Landgemeinden des Gartetales etwa 400 Katholiken (der Bevölkerungsanteil der Katholiken beträgt in und um Göttingen 16,1 %). Durch die neuen Wohngebiete Kiessee-Karree und Zieten-Terrassen
werden weitere neue Gemeindemitglieder erwartet.
Zu "Maria-Frieden" gehört auch St. Norbert in Friedland. Gottesdienstbesuch: am Wochenende 16 % bis 20 % und 20 % bis 24 % bei sog. Projekt-Gottesdiensten, u. a. Kinder- und Schüler-Messen mit der eigenen Jugendmusikgruppe. Zu den Projektgottesdiensten zählen insbesondere Gottesdienste, die von Gemeindemitgliedern selbst gestaltet werden. 20 % der Gottesdienstbesucher sind Gäste und 5 % Ausländer.
Die Gemeinde »Maria Königin des Friedens« ist eine sehr aktive Gemeinde mit vielen Gruppen und über 100 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Groß ist die Zahl der Messdiener/innen
sowie die der Lektoren und Beauftragte zur Austeilung der Kommunion – übrigens in Maria-Frieden in beiderlei Gestalt.
Zur Gemeinde gehört ein gemeindeeigener katholischer Kindergarten mit 75 Plätzen; er ist offen für alle Kinder, deren Eltern die christliche Erziehung akzeptieren. Etwa 2 Kilometer entfernt befinden sich katholische Schulen: die Bonifatius-Schule I und II, weiter entfernt die Godehard-Schule.
Gedanken des Architekten zur der Kirche „Maria Königin des Friedens“ – 1961
Architekt Josef Bieling, Kassel. Nachdem durch den Neubau des Pfarrhauses der Kirchengemeinde „Maria, Königin des Friedens“ in seiner Gesamtkonzeption fertiggestellt wurde, ist nunmehr an dieser Kreuzung Sandersbeek/Geismarer Landstraße ein Akzent entstanden, der eine städtebauliche Bereicherung des Ortsteiles Geismar darstellt.
Das annähernd trapezförmige Grundstück liegt an der Geismarer Landstraße, Ecke Sandersbeek. Die Begrenzung erfolgt von drei Straßen. Hierduch erhielt das 3920 qm große Grundstück eine besondere Lage, die sich für einen Kirchbau als Dominante förmlich anbot. Deshalb wurde seitens der Stadt Göttingen der katholischen Kirchengemeinde St. Michael das Grundstück für den Kirchbau zur Verfügung gestellt.
Die Stadtplanung sah für dieses reine Wohngebiet eine offene Bauweise mit gestaffelten Wohnblocks an der Geismarer Landstraße vor . Diese damals von der Stadtplanung vorgesehene Bebauung erhält durch den Turm senen Abschluss und führt in einen niedrig gehaltenen Winkelbau, in welchem der Gemeinschaftsraum und die Seitenkapelle mit der Sakristei untergebracht sind, zu der projektierten Straße, in der das Pfarrhaus und die weiteren Einfamilienhäuser angeordnet sind. Durch diese Gliederung wurde die Kirche organisch eingeschlossen, die durch das Vorspringen des Kirchenschiffs wohltuend betont wurde. Die gesamte Baumasse besitzt einen bewusst ruhigen Akzent, um den sakralen Charakter zu erhöhen.
Die Grundkonzeption des Entwurfes bestand darin, einen um den Altar hin in Bewegung gesetzten Raum zu schaffen, der die Gläubigen zu einer aktiven Teilnahme am Gottesdienst zwingt. Die hohen, fast festerlosen Wände geben dem Raum die Ruhe und somit die Abgeschlossenheit von der Außenwelt. Eine starke Lichtfülle erhält der Chorraum von beiden Seitn und von oben, wodurch die Bedeutung der hl. Opferfeier optisch untermauert wird.
An der östlichen Längswand schließt sich die erdgeschossige Kapelle an, die durch große Durchgangsöffnungen mit dem Kirchenraum verbunden ist, und im südlichen Teil die Taufkapelle mit einer Lichtkuppel. Die Kirche wird durch eine Warmluftheizung beheizt.
Alle Fenster, den Altar, das Altarbild, die Seitenkapelle und die Drahtplastik (inzwischen entfernt) an der Vorderseite der Kirche gestaltete Franz Pauli, Köln.
Geismar
Geismar „ist der südlichste Stadtteil der Universitätsstadt Göttingen. Heute geht Geismar im Norden ohne erkennbare Grenze in die Stadtbezirke Südstadt und Ost-stadt über. Die angrenzenden Gemeinden sind Rosdorf im Westen, Friedland im Süden und Gleichen im Südosten. Die natürlichen Grenzen des Ortes sind im Osten der Wald-rand, im Süden der Diemardener Berg und im Südwesten und Westen die Flüsse Garte und Leine. Der Höhenunterschied von Westen nach Osten beträgt immerhin 100 m.
... Erstmals wurde Geismar 1055 in einem Stiftungsbrief des Petersstifts zu Nörten urkundlich erwähnt. Bis ins Jahr 1744 war Geismar im Besitz des Erzbischofs von Mainz. Dieser verpfändete im Jahr 1326 den Fronhof von Geismar und damit den Zehnten des Dorfes an die Herren von Hardenberg. Der Erzbischof löste seine Schuld nie wieder ein, und Geismar blieb bis 1801 unter dem Einfluss der Grafen von Hardenberg. Ab 1744 gehörte Geismar zum Königreich Hannover. 1964 wurde Geismar in die Stadt Göttingen eingegliedert.
... Im Altdorf befindet sich [seit 1776] neben gut erhaltenen Fachwerkhäusern die idyllisch gelegene Tränke in der Straße im Kolke. Die nur spärlich vorhandene Industrie macht Geismar zu einem beliebten Wohngebiet. In Geismar gibt es zwei neue Wohngebiete, die Zietenterrassen und das Kiesseekarree.
... Die ältesten Spuren einer Besiedlung sind etwa 4000 Jahre alt. Circa 2000 Jahre alte Tonscherben (ausgestellt im Museum am Thie), die im Flurbereich Kalter Born gefunden wurden, und ein circa 3000 Jahre altes Frauenskelett, das bei Bagger-arbeiten in der heutigen Jobs-Böse-Straße entdeckt wurde, sind Zeugen einer frühen Besiedlung der Geismarer Feldflur. Die Endung des Ortsnamens auf -mar lässt Forscher darauf schließen, dass Geismar um Christi Geburt schon längst bestan-den hat. Jacob Grimm leitete den Namen Geismar von „gisn, geis" – heidnischer Brauch an heiliger Quelle ab. Geismar – Platz der sprudelnden Quellen.“ (WIKIPEDIA)
... Das Gipfelkreuz. „Die Idee, Kreuze in und um Göttingen aufzustellen, hatte Karl Schlotter. Sie sollten das Christogramm »X« und »P« als gedachtes Bild über die Stadt legen. Ein Spaziergänger etwa, der mit Kirche nicht viel zu tun hat, könnte stutzen und anfangen nachzudenken: Warum steht hier ein Kreuz?“
(H. Mathies in „Kirchenzeitung des Bistums Hildesheim, 25. 3. 2001)
(Fotos: Armgard Baumann, Göttingen)
Die kunsthistorische Bedeutung der Kirche
»Maria Königin des Friedens«, Göttingen-Geismar
Die Kirche »Maria Königin des Friedens« gehört zum umfangreichen Werkverzeichnis des Künstlers Franz Pauli, Köln. Eine Dokumentation seiner Werke in unserer Kirche enthält die »Dokumentation Franz Pauli (1927–1970). Dokumentation seiner Kirchenausstattungen im Bistum Hildesheim, im Auftrag der Kirchlichen Denkmalspflege im Bistum Hildesheim, 2011–2015« Seite 58 bis 72 Vorwort von Dr. Monika Tontsch, Konservatorin, Hildesheim, im Januar 2015
„Franz Pauli (* 6. Juli 1927 in Gleiwitz, Oberschlesien; † 11. Februar 1970 in Köln) war ein deutscher Glasmaler. Seine Hauptwerke sind die Glasfenster, die er für mehr als 120 Kirchen im In- und Ausland gestaltete. „Franz Pauli hat von 1956 bis zu seinem Tod 1970 für insgesamt 15 Kirchen des Bistums Hildesheim gearbeitet. Neben zum Teil umfangreichen Fensterzyklen entwarf Pauli auch feste und bewegliche Ausstattungsstücke, wie Altäre, Kreuzwege, Taber-nakel, Leuchter und sogar Paramente. Von besonderer Bedeutung sind die raumprägenden Wandbilder, die er in vier Kirchen schuf [so in Geismar das Altarbild, der Verf.]. Auch für den Außenbau gestaltete er Objekte: Eine Drahtplastik in Geismar, (inzwischen entfernt) ...“. Zitat: „Der Glasmaler Franz Pauli“ Dokumentation seiner Kirchen-ausstattungen im Bistum Hildesheim, Dr. Monika Tontsch